Von Sao Lourenco kann man fast die ganze Insel Madeira sehen.

Sao Lourenco – Bis zum Ende der Welt

… und noch einen Schritt weiter

Auf meiner persönlichen to-See Liste für Madeira gab es heute Morgen noch genau drei Ziele. Perfekt, denn noch genau drei Tage, diesen mit eingerechnet, verbleiben mir auf der Blumeninsel. Eigentlich viel zu wenig. Ich frage mich doch tatsächlich, wer mir vor meinem Reiseantritt weismachen wollte, das 9 Tage Madeira wirklich mehr als ausreichend seien. Vermutlich könnte ich nochmal genauso lange hier verbringen.

Doch zurück zu den drei Zielen. Zu einem davon gehört die Landzunge Sao Lourenco im Osten der Insel. Dort sollten mich laut Reiseführer spektakuläre Foto-Motive erwarten und eine Wanderung, die auch ich problemlos meistern könnte. Also schnappte ich mir die Madeira-Karte, setzte mich ins Auto und los ging es nach Canical, dem letzten Ort auf der Karte.

Sao Lourenco - Eines der schönsten Naturschutzgebiete auf Madeira

Highlight der anderen Art

Sehr weit kam ich nicht, denn schon einige Kilometer weiter in Madalena do Mar wurde ich von der Polzei im Kreisverkehr herausgewunken. Auweia. Binnen Sekunden schnellte mein Adrenalinpegel in die Höhe. In Deutschland wurde ich bisher in meinem ganzen Leben nur zweimal kontrolliert – und zwar mit meinem eigenen Auto. War vielleicht mit diesem Mietwagen etwas nicht in Ordnung? Hatte ich ein Geschwindigkeitsschild übersehen? War dieses Auto überhaupt zugelassen?

Die wilden Wellen des Atlantik umspülen die Steilklippen Madeiras

All diese Fragen ratterten durch meinen Kopf, während ich dem Polizisten die Papiere des Wagens und meinen Führerschein aushändigte. Vorsichtig fragte ich auf Englisch nach: “Ist alles ok, mit diesem Auto?” – “Wir werden sehen…” bekam ich als Antwort. Währenddessen trällerte die Musik aus meinem Handy unbeirrt weiter. Verdammt… peinlich. Ich entschuldigte mich, stellte die Musik leiser und erklärte, dass das Radio-Signal in den Tunneln leider sehr schlecht wäre. Der Polizist schmunzelte und meinte, das wäre schon ok, ich könnte meine Musik ruhig weiter laufen lassen. Ich unternahm einen neuen Versuch und erzählte, dass ich ja normalerweise immer den lokalen Radiosender Antenne 3 hören würde, weil da so gute Musik liefe. Er konnte das bestätigen, lachte und gab mir den Tipp, doch auch mal RFM einzuschalten. Das wäre noch besser für junge Leute wie mich.

Atlantik und Steilklippen - Es gibt kaum ein typischeres Bild

Er fragte weiter, ob ich alleine Urlaub machte, ich bejahte und fügte schmeichelnd hinzu: “Warum auch nicht? Madeira ist doch eine so schöne Insel…” Er unterbrach mich und meinte: “… und sicher!” – “Darum habe ich sie mir ausgesucht” bestätigte ich und lachte. Er lachte ebenfalls und gab mir meine Papiere wieder. “Gute Fahrt!”

Puh! Eigentlich wäre das für meinen Geschmack genug Erlebnis für einen Morgen gewesen, aber Sao Lourenco wartete auf mich.

Der Wanderweg PR 8 - Sao Lourenco

Sao Lourenco – Das Ende der Welt

Ich muss ehrlich zugeben, für Sao Lourenco fehlen mir ein wenig die Worte. Denn die Landzunge, die etliche Kilometer ins Meer hineinragt ist so atemberaubend schön, dass ich nicht recht weiß, wie ich der vielfältigen Landschaft dort mit Worten gerecht werden soll. Von karger Steinwüste, bis hin zur zauberhaften Flora und Fauna sieht man dort wirklich fast alles.

Wilde Disteln wachsen im Naturschutzgebiet von Sao Lourenco

Den geschlängelten Wanderweg säumen, neben vertrockneten und ausgeblichenen Gräsern, bunte Disteln und kleinere unscheinbare Gewächse. Bleibt man einen Moment auf dem Lavagesteinsweg stehen, huschen kleine Echsen über die Steine. Manche davon sind ohne Scheu und beißen frech in die Schnürsenkel der Wanderschuhe. Ich bin mir sicher, dass einige davon auch gerne in die Rucksäcke der Vorbeigehenden kriechen und sich einen Teil des Weges per Wanderer-Express mitnehmen lassen möchten. Hier ist also etwas Vorsicht geboten, um nicht einen blinden Passagier mit nach Hause zu nehmen.

Die Steilklippen an der Küste Madeiras

Doch neben dem Getier und den verschiedenen, teilweise unter Naturschutz stehenden Gewächsen, hat Sao Lourenco vor allem eines zu bieten, eine sagenhafte Aussicht. Stellenweise ist die Landzunge nur so schmal, dass man ohne Weiteres in beiden Augenwinkeln das Meer gleichzeitig erblicken kann. Traumhaft schön. Doch es kommt noch besser: Während der Wanderung lassen sich so manch andere Highlights entdecken. Da wären zum Beispiel die meterhohen Steilklippen, die Seepferdchen Felsen, die steil aus dem Meer ragen und den wilden Wellen des Atlantik stand halten sowie ein kleiner Leuchtturm am Ende der Landzunge. Diesen sieht man am besten, wenn man den steilen Aufstieg zum Berg am Ende des Wanderweges, hinter dem Casa Sardhina wagt.

Ganz am Ende von Sao Lourenco steht ein Leuchtturm

Auch wenn der Aufstieg, alles andere als einfach ist und man sich am Fuss des Berges wirklich fragt, ob man da tatsächlich nach oben will… – Ja man will! Oder sollte zumindest. Denn der Blick auf das “Ende der Welt” entlohnt für jeden einzelnen Schritt.

Sao Lourenco – Casa Sardhina

Der Wanderweg PR 8 selbst zieht sich über etwa 4km hin bis zum Casa Sardhina, einem kleinen Haus in mitten vom Nirgendwo. Früher war das einmal das Sommerhaus eines Madeirianers, dessen Namen ich leider vergessen habe. Doch ich kann seine Wahl für den Standort mehr als verstehen. In Mitten dieser zauberhaften Einsamkeit müssen er und seine Familie bestimmt fantastische Sommertage verbracht haben. Denn gleich in der Nähe, befindet sich eine kleine Badebucht, die auch heute noch gerne genutzt wird. Als ich dort war, legte gerade ein kleines Boot mit Badefreudigen an. Schade, dass ich meinen Bikini nicht dabei hatte, denn eine Erfrischung wäre mir jetzt ganz recht gewesen.

Auch Baden kann man auf der Landzunge Sao Lourenco

So blieb mir nur ein kleines Picknick als Verschnaufpause, bevor ich mich auf den Rückweg machte. Natürlich nicht, ohne unterwegs noch das ein oder andere Foto zu schießen.

Funchal zeigt sich von seiner besten Seite

Es war noch früh, als ich den Parkplatz des PR8 erreichte und meine Abenteuerlust war noch nicht gestillt. Da erinnerte ich mich daran, im Reiseführer eine Rundfahrt entdeckt zu haben, die über Canical über Ribeiro Frio bis nach Funchal zurück führte. Ich entschied mich, den Tank bei der nächsten Gelegenheit zu füllen und die kleine Ausfahrt zu wagen. Sollte doch jetzt der Panda schuften. Mir taten die Füße weh.

Ich genoss die Fahrt durch die Berge und freute mich darüber, wie wandelbar die Insel innerhalb weniger Kilometer doch ist. Am Ende der Rundfahrt kam dann für mich die größte Überraschung: Die Straße führte direkt über den Berg Monte zurück nach Funchal auf die Schnellstraße. So konnte ich nochmal in den Park in der Nähe der Kirche Nossa Senhora blicken und ganz Funchal von weit oben sehen. Und ja, auch wenn mich Funchal bei meinem ersten Besuch nicht mitgerissen hat, hat es sich doch heute von seiner besten Seite gezeigt. Es kam mir fast so vor, als ob es sagen würde: “Hallo Claudia, ich weiß wir hatten einen seltsamen Start, aber schau doch nochmal, so schön bin ich eigentlich…” – Entschuldigung angenommen.

 

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    2 KOMMENTARE

  • Josef

    Hey Claudia. Es ist ein Vergnügen Deiner Reisebeschreibung zu folgen. War selbst vor 3 Wochen dort und habe es ähnlich empfunden. Fahre sicherlich nochmal dorthin, hatte sogar die Phantasie, meinen zukünftigen Ruhestand dort verbringen zu können.
    Mal sehen ….

    • Behyflora

      Hallo Josef,

      vielen Dank. Das freut mich wirklich sehr. Das mit dem Ruhestand auf Madeira kann ich durchaus nachvollziehen. Auch ich erwische mich, dass ich darüber nachdenke, wieviel wohl so ein hübsches Häuschen an der Küste hier kosten könnte.

      Herzliche Grüße, Claudia

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