Von Calheta nach Porto Moniz zum Farol Pargo …
… oder einfacher: Eine Rundfahrt an der Südwestküste Madeiras.
Nach meiner Levada-Wanderung waren meine Füße müde. Die Bremsen meines treuen Gefährts aber durchaus in Ordnung. Ich entschied mich, eine kleine Ausfahrt in den Westen Madeiras zu machen. Ausgangspunkt: Calheta. Dort befindet sich nämlich mein Appartement. Zuerst wollte ich mich ans Navi halten. Doch weit gefehlt… Ohne Navi und mit gesunden Menschenverstand ist man hier wesentlich besser dran. Denn wenn man eine große Karte hat, auf der die wichtigsten Regionalstraßen eingezeichnet sind, kann eigentlich nichts mehr schief gehen.
Das Navigationssytem führte mich zuerst wieder in die Berge. Ich fand mich erstaunlicherweise genau auf der Straße wieder, auf der ich gestern meine Levada-Wanderung begonnen hatte. – Nur etwas westlicher. Hoch oben, war ich teilweise mutterseelenalleine. Hin und wieder kreuzten Rinder die Straße, was ich durchaus etwas skeptisch betrachte, nach einer sehr ernsten Begegnung mit einer Kuhherde im Allgäu. Doch diese Tiere hier waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als mich auch nur wahrzunehmen. Mein Glück. So konnte ich die Straße, die teilweise in eine dichte Wolkenwand gehüllt war ganz und gar genießen.
Faszinierend finde ich die Wolkenbänder, die hier in einer rasenden Geschwindigkeit über die Berge fegen. Innerhalb weniger Sekunden ziehen sie vorbei und schieben sich durch das Sichtfeld. Total aufregend. Besonders, weil ich jetzt eines verraten kann: Ich weiß wie Wolken schmecken…
Porto Moniz
Über den kleinen Ort Santa führt die Regionalstraße hinunter nach Porto Moniz. Besonderen Fahrspaß macht dabei die lange Serpentinen-Straße, die hinunter an die Küste führt. Von dort kann man in einer der Haltebuchten bereits das Naturfreibad und den Hubschrauberlandeplatz von Porto Moniz sehen. Den Stopp habe ich natürlich zum ausgiebigen Fotoshooting genutzt. Wann hat man schon mal so einen tollen Blick?
Unten angekommen hieß es erstmal: Weg mit dem Auto! Wo ist der nächste Parkplatz? Lange suchen musste ich nicht und auch die Parkticket-Preise sind überraschend angenehm. Für 4 Stunden habe ich 3,20€ bezahlt. Das kostet in so mancher deutschen Großstadt eine Stunde.
Nun hatte ich genug Zeit, um die Umgebung ausgiebig zu erkunden.
Zuerst machte ich einen kleinen Spaziergang an der Uferpromenade und dem öffentlichen “Strand”. Strand ist hier vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Denn von Sand ist weit und breit nichts zu sehen. Dafür gibt es umso mehr Felsen, an denen sich die Wellen brechen. Die Madeirianer wissen sich aber zu helfen. Denn immer wieder findet man hier Badeplätze, die von Felsen und Mauern umrandet sind, und somit eine beruhigte Bucht schaffen. Dort lässt es sich bequem baden – Ganz ohne Gefahr zu laufen, von den meterhohen Wellen in den Atlantik entführt zu werden.
Das Naturfreibad in Porto Moniz
Genau dieses Prinzip verfolgt auch das Naturfreibad in Porto Moniz, das ich nur empfehlen kann. Der Eintritt kostet 1,50€ plus 1€ für die sichere Aufbewahrung von Gepäck. Klar, dass ich bei diesem Angebot schnell meine Badesachen aus dem Auto geholt habe und kurzerhand eine Stunde im Meeresbad von Porto Moniz verbracht habe. – Ganz ohne Angst um die Kamera oder meine Wertsachen. Ein beruhigendes Gefühl, für das ich sehr gerne etwas Kleingeld dagelassen habe. Damit wäre nun auf der Löffel-Liste auch das Schwimmen im Atlantik abgehakt.
Leider zogen nach nur einer Stunde Wolken auf und die Sonne hatte keine Chance mehr gegen den Atlantik-Wind. Es wurde kalt. Bitterkalt. So kalt, das mir baden einfach keinen Spaß mehr machte… – ich will es ja nicht schon wieder auf die Menschenmengen schieben…
Ich packte also kurzerhand meine Sachen und machte mich auf den Weg zu meinem zweiten Ziel des Tages:
Ponta do Pargo – Der Leuchtturm von Madeira
Über blumengesäumte Straßen ging es zurück Richtung Süden. Dieses mal habe ich mir den Namen der Blumen-Straße auch gemerkt! Es ist die R101. Sie ist gesäumt von tausenden blauen Hortensien sowie blauen und weißen Liebesblumen. Die Fahrt durch dieses Blütenmeer ist ein einziger Traum. Endlich weiß ich warum die Insel ihren Namen “Blumeninsel” trägt. Zu recht.
Anfangs dachte ich wirklich all diese Blumen wachsen hier wild, doch während meiner Fahrt habe ich immer wieder neu angepflanzte Hortensienbüsche gesehen. Noch ganz klein und nicht zu vergleichen mit den teilweise baumhohen Sträuchern, von denen Hobby-Gärtner bei uns nur träumen können. Alleine die Fahrt durch dieses Blumen-Allee ist den Sonnebrand wert, den ich mir heute eingefangen habe.
Ich dachte kaum, dass dieser Tag besser werden könnte, doch dann erreichte ich den Farol Pargo – Den Leuchtturm von Madeira. Mir ging das Herz auf. Einsam und verlassen stand er auf der kleinen Landzunge. Vielleicht nicht ganz verlassen, denn jemand hatte zwei kleinere Gemüsegärten um das erstaunlich große Leuchtturmgebäude angelegt. Und so wachsen dort Lauchzwiebeln, Tomaten und Kürbisse mit Blick auf das Meer. Ich habe mir selten gewünscht mit einer Pflanze den Platz zu tauschen, aber als ich dort auf den Klippen stand, tat ich es.
Beim Leuchtturm überkam mich eine ganz seltsame Stimmung. Vermutlich liegt das daran, dass Leuchttürme kaum noch gebraucht werden. Unsere technischen Mittel sind so weit fortgeschritten, dass die großen Spiegel-Reflektoren in den Türmen nun in Ruhestand gehen. Leuchttürme dürfen nicht mehr leuchten. Ein wenig traurig finde ich das ja schon. Denn Charme hätte das durchaus. Ich saß sicher eine Stunde in der Sonne am weißen Lechttrum mit rotem Kuppeldach und guckte in den Atlantik hinaus. Ist das Freiheit? – Vermutlich!
Zurück ging es über die Blumenstraße zurück zum Appartement…
Achso… hat jemand, was von Sonnencreme gesagt? – Morgen suche ich mir definitiv eine Schlecht-Wetter-Zone auf der Insel…
Alle Beiträge aus Madeira:
- Vom Alleine-Reisen – Fasse Mut mein Herz!
- Levada 25 Fontes – Das erste Mal Levada-Wandern
- Madeira – Vom Mittelpunkt der Erde bis zum Wolkenkitzeln
- Funchal – Eine Berg- und Talfahrt der Gefühle
- Sao Lourenco – Bis zum Ende der Welt
- Der Lorbeerwald von Madeira – Vereda do Fanal
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2 KOMMENTARE
Leuchttürme sind Seezeichen, also Verkehrsschilder. Falls man sie nicht mehr braucht, werden sie ausgemustert und still gelegt. Ich liebe auch diese alten Gemäuer, Türme und den Lichtkegel, den sie über das Meer geworfen haben. Man müsste eine Initiative für den Fortbestand gründen und weltweit für den Erhalt aus kulturellen und touristischen Gründen werben. Etliche alte Leuchttürme erhalten ein neues Leben als Ferienwohnung und den Turm Farol Pargo würde ich gleich mal buchen….
Hallo Felix,
danke für deine Erklärung! Ich wäre selbst sofort auch Gast im Leuchtturm Farol Pargo. Stelle mir das unglaublich vor, dort eine Nacht zu verbringen.
Herzliche Grüße,
Claudia